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Beruf und Berufung

Für Hochsensible ist ein Beruf nicht einfach ein Job zur Geldbeschaffung. HSPs haben Anspruch auf Sinnhaftigkeit und eine gute Balance aus Herausforderung und Kreativität.

Statistiken über HSPs ergeben, dass man den Großteil von ihnen in entweder kreativ/künstlerischen oder sozialen Berufen wiederfindet. Selten trifft man sie in Wirtschaftsberufen und ähnlichem an, sollten Anwälte darunter sein, werden sie sich höchstwahrscheinlich zur Wahrung von Menschenrechten einsetzen.

Es fällt einer HSP extrem schwer, einfach "Frondienst" zu leisten, nach dem Motto: aber Hauptsache, die Existenz ist abgesichert. Dazu hinterfragen sie zuviel, sind abhängig von guten Arbeitsbedingungen, von einem gesunden kollegialen Umfeld und vor allem von der Sinnhaftigkeit ihrer Tätigkeit. Meist kennen HSPs ihre Vorlieben und Talente ganz genau. 

Nun darf man jedoch den realistischen Blick auf die Arbeitswelt nicht verlieren, denn nicht jede HSP kann sich als Künstler durchs Leben schlagen oder die Welt retten, denn auch für sie gilt es, am Monatsanfang eine Miete und Lebenskosten zu bestreiten.
Was also ist die Lösung?

Sehr oft fällt in diesem Zusammenhang das Wort "Selbstständigkeit". Es klingt auch zu verlockend, Herr seiner eigenen Zeit zu sein, sich den Arbeitsplatz so reizarm zu gestalten, dass man täglich gerne Zeit dort verbringt und sich genau die Balance zwischen Arbeit und Freizeit einteilen zu können. Aber nicht jeder HSP liegt es, sich ins Risiko zu stürzen, manchen fehlt auch der unternehmerische Biss. All die Dinge, die für eine Selbstständigkeit von Nöten sind, begleitet von natürlich weniger Sicherheiten, können für viele HSPs eine erneute Reizüberflutung darstellen. 

Aus eigener Erfahrung wie auch aus vielen Erfahrungsberichten weiß ich, dass das Geheimnis darin liegt, sich einen Teil der Lebenszeit für das, wofür das Herz schlägt, freizuräumen. Nicht jedes Talent, jede Vorliebe muss sofort zum Beruf gemacht werden. So kanns nämlich passieren, dass es dann keine Freude mehr darstellt. Begeisterte Autoren können ein Lied davon singen: Deadlines und Abgabetermine ersticken jeden Schreibfluss im Keim. 
Wenn man es sich leisten kann, wäre durchaus überlegenswert, seine Arbeitsstunden zu reduzieren und sich in der Restzeit dem zu widmen, was man liebt.

Es hat sich bewährt, dass einer HSP eine vielleicht nicht so geschätzte und auf den ersten Blick über- oder unterfordernde Arbeit viel leichter von der Hand geht, wenn sie nebenbei immer wieder Stunden zu Verfügung hat, in der sie machen kann, was sie liebt. Das sie mit Sinn und Freude erfüllt. 
Wenns mit der Stundenreduktion nicht funktioniert, reichen auch schon ein paar Stunden gelebte Begabung in der Woche.

Hört in euch rein, manche wahren Talente maskieren sich erstmals als Hobbys. Bevor ihr alles hinschmeisst oder der neue Unternehmer von morgen werdet, versucht einmal, dem Hobby einen Rahmen zu geben, Fixzeiten dafür einzuräumen. Wer weiß, vielleicht ergibt sich dann neben dem Job, den man bis dato nur für Geld gemacht hat, ganz von selbst ein neues Business.


Ist man jedoch aus diversen wirtschaftlichen oder persönlichen Gründen auf einen Job angewiesen, sollte man sich vielleicht jener Weisheit bedienen, die da lautet: "Wenn du nicht tun kannst, was du liebst, lerne lieben, was du tust."
Klingt vorerst unmöglich, aber es gibt meistens Lösungen. Sei es, dass man wie oben erwähnt, an seinen Arbeitsstunden kleine Änderungen vornimmt, seinen Arbeitsplatz so persönlich gestaltet, dass er einem wie eine kleine Komfortzone erscheint. Gibt es wirkliche Probleme, wie zum Beispiel Ausgrenzung oder gar Mobbing oder die ständige Reizüberflutung durch ein Großraumbüro, nicht scheuen, das ehrliche Gespräch mit einem Vorgesetzten oder Kollegen seines Vertrauens zu suchen. 

Ich denke, auch die persönliche Einstellung kann viel an der Dynamik ändern, sich jeden Tag vorzusagen, wie schrecklich etwas sei, wird es auf Dauer auch schrecklich erscheinen lassen, Energie folgt dem Fokus, den man auf eine Sache legt. Versucht man aber auch mal, die Sache anders zu beleuchten, schauen, wofür kann man auch dankbar sein, wo liegen Vorteile, hat man eine besonders nette Kollegin, mit der man einmal am Tag lachen kann, so können Dinge viel weniger schlimm erscheinen.

Aber trotz aller Lösungsvorschläge: wenn man etwas so sehr ablehnt, dass man davon schon krank wird, dann sollte man etwas ändern. 


Ansonsten kann eine gute Balance zwischen Job und Talent schon wahre Wunder bewirken! 



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