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Beziehung HSP mit HSP

"Gleich und gleich gesellt sich gerne" oder doch eher "Gegensätze ziehen sich an"?

Ich denke, so pauschal lässt sich das nicht sagen. Es hat alles Vor- und Nachteile. 
Nehmen wir einmal die Paarung von zwei hochsensiblen Menschen. Auf den ersten Blick erscheint es passend, beide haben eine ähnlich  niedrige Reizschwelle, mögen wahrscheinlich die gleichen Dinge und davon nicht zuviel, sind empathisch dem Partner gegenüber und haben Verständnis für die Macken des Gegenübers.
Allerdings kann auch genau das den Zündstoff liefern, denn gehen beim einen HS die Wogen gerade hoch, ist der andere HS davon so reizüberflutet, dass womöglich seine Schutzschilder, seine Verteidigungs- und/oder Rückzugsreflexe eher anspringen, als dass er der Fels in der Brandung sein kann.  Und dann eskaliert die Lage so richtig.

Zwei HSPs, die nichts mehr lieben, als sich zu zweit von der Welt abzuschotten und sich einzuigeln in den eigenen vier Wänden, laufen Gefahr, dass ihr soziales Leben einschläft, also sollten sie drauf achten, dass sie immer mal wieder Einladungen annehmen oder sich unter die Menschen mischen und was unternehmen, draußen in der Welt.
Ist bei einem der beiden ein Scanner oder ein Sensationseeker dabei, schaut die Sache nochmal anders aus, aber das würde jetzt zu weit führen. Fakt ist, dass der große Vorteil einer Beziehung zweier Hochsensibler darin liegt, dass man genau weiß, wie der andere tickt und was in ihm vorgeht und genau diese Tatsache, wenn man sie nicht genau zum Stolperstein macht, sehr viel zum Gelingen der Partnerschaft beitragen kann. Kaum bei jemand anderem fühlt man sich mehr verstanden und auch gut aufgehoben. Weil der hochsensible Partner feine Antennen hat, wann es für den anderen genug ist.
Außer beide befinden sich gerade im emotionalen Ausnahmezustand, dann kann es ein regelrechter Kampf um die Grenzen werden, Normalsensible werden sich niemals so bedroht fühlen, wie ein Hochsensibler das wahrnimmt, das kann Situationen schon mal eskalieren lassen.

Daraus würde man schließen, es sei wieder eher von Vorteil, wenn ein HS und ein Normalsensibler ein Paar bilden - davon profitieren beide.
Der eine bringt vielleicht die Ruhe und die Feinsinnigkeit in die Beziehung, spürt die leisen Zwischentöne und kann oft schon im Vorfeld regulierend wirken, während der andere die Wogen glätten kann, die bei seinem feinfühligen Partner gerade nach allen Richtungen ausschlagen. 
Ein Normalsensibler kann einem HSP in solchen Situationen ein echter Anker sein.
Die Stolpersteine dieser Beziehung liegen dann eher wieder darin begründet, dass sich der eine über die vermeintliche "Grobheit" und den Pragmatismus beschwert, während der andere öfter von seiner  "Mimose"  genervt ist. Auch was die Aktivitäten betrifft, kann es hier auseinanderklaffen, weil der HS Partner viel schneller reizüberflutet ist, während es dem Normalsensiblen zu langsam weitergeht. 
Will heißen, der eine hat genug und will schon nach Hause, während für den anderen sich die Party gerade erst warmgelaufen hat.

Man sieht also, es gibt sie nicht, die "perfekte" Lösung. Weder in dieser, noch in jener Paarung.
Liebe hilft. Verständnis, Empathie und zwischenzeitliche Distanz, Alleinzeiten für sich selbst..
Sowohl bei HSPs wie NSPs.
Reflektierte Menschen gibt es dort wie da, und wenn man bereit ist, sich dem anderen zu öffnen, ihm zuzuhören, aufeinander zuzugehen, aber sich auch im richtigen Augenblick auch wieder kurz zurückzuziehen, dann gibt der Sensibilitätsstatus bestimmt nicht den letzten Ausschlag für das Gelingen der Beziehung...




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