Heilerin vs Zerstörerin
Sehr
viele hochsensible Frauen verstehen sich als Heilerin. Durch ihre
hohe Empathie empfinden sie die Gefühle anderer, als wären es ihre
eigenen, da fällt das Ziehen von gesunden Grenzen schwer. Vor allem
wenn mitFÜHLEN in mitLEIDEN übergeht, dann haben diese Frauen das
fast zwingende Bedürfnis, helfend einzugreifen. Da sie die Emotionen
wie am eigenen Leib spüren, haben sie kaum eine andere Wahl, denn es
scheint, als könnten sie nur durch die Hilfeleistung auch sich selbst
Linderung bringen.
Dann
gibt es natürlich noch den nicht zu unterschätzenden Aspekt, den
eigenen Selbstwert über das Heilen und Helfen zu definieren, nach
dem Motto: ich bin nur etwas wert, wenn ich mit aufopfere.
Ich
denke, es geht klar hervor, dass ich nicht von gesunder Nächstenliebe
und Hilfestellung, die niemanden belastet (man kann auch das
Gegenüber mit vorauseilender Hilfe völlig überfordern - Vorsicht!)
spreche. Sondern von ungesunden Grenzverschiebungen auf beiden
Seiten.
Was
kann nun die überengagierte Hochsensible tun?
Als
allererstes mal bei sich bleiben. Bin ich immer beim Gegenüber, ist
bei mir selbst nie jemand zu Hause, dadurch entsteht eine permanente
Leere in mir selbst. Übungen zur Erdung, ob das Qi Gong ist, Yoga,
das Wühlen in Erde im Garten, ein Spaziergang in der Natur,
Abgrenzungsübungen sind, ist dabei völlig egal. Herausfinden, was
einem gefällt und guttut und es regelmäßig praktizieren. Das
Gehirn lernt durch Wiederholung.
Kein
schlechtes Gewissen haben, erst einmal sich selbst Gutes zu tun. Bin
ich selber ausgeglichen und glücklich, erst DANN bereichere ich meine
Umwelt, bin eine wirkliche Hilfe, habe Ressourcen, weil ich mich
zuerst gut um mich selbt gekümmert habe. Dann werde ich
Hilfeleistung niemals als Belastung empfinden.
Niemals
missionieren, therapieren, heilen und helfen, wo es nicht erwünscht
ist! Ich weiß nicht, wo der andere steht, was der für innere Kämpfe
ausficht, ob er überhaupt so weit ist, dass er Hilfe will. Vor allem
hat niemand ein Allheilmittel, was mir guttut, kann meinem Gegenüber
vielleicht gar nicht zusagen. Deshalb die Empathie eher so einsetzen: BRAUCHT mich der andere gerade wirklich, als schon die
Therapiepläne zu erstellen. Hier fährt man mit Zurückhaltung
besser, denn nichts ist für die Hochsensible frustrierender,
als ihre bestimmt gutgemeinte Hilfe stößt auf Ablehnung. Diese
Verletzung kann man sich bestimmt ersparen, wenn man im Vorfeld mal
einen Schritt zurücktritt und vorerst nur lauscht, mit all seinen
feinen Sensoren.
Dann
gibt es noch eine Figur aus uralten Religionen und Kulturen, DAS
Gegenstück schlechthin zur Heilerin - die Zerstörerin. Da stellt es
der hochsensiblen Frau natürlich zunächst einmal alle Haare auf, denn
das widerstrebt ihrer fürsorglichen und gerechten Natur. Es geht ja
auch nicht darum, dass man jetzt eine Welt in Schutt und Asche legen
soll oder einen anderen Menschen zerstören - das geht auch milder.
Manchmal reicht es schon, gesunde Grenzen zu ziehen, sich von
Energievampiren zu distanzieren, die sich natürlich sehr gerne in
die Aura einer hochsensiblen Frau hängen und sich aus Situationen
und Beziehungen oder Arbeitsverhältnissen zu lösen, wo man spürt,
das zertört einen sonst selbst. Mag heißen, bevor die (Selbst!)
Zerstörerin in mir wirkt, weil die Heilerin nicht in ihrer Balance
ist, mich zur Wehr zu setzen und mich der ENERGIE der Zerstörerin zu
bedienen. Sie wird mir helfen, dass ich nicht nur das liebe Mädchen
sein muss, sondern eine reife Frau, die zu ihrem Licht und auch zu
ihrem Dunkel steht.
Sind
die beiden nämlich in einer Balance, entsteht nur Gutes...
(dieser
Text ist inspiriert vom Buch: "Wenn Frauen zu viel spüren"
von Sylvia Harke, erschienen im KNAUR Verlag)
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